Markus Köhle

Letternletscho

Ein Stabreim-Abcetera

12 x 19 cm
2004
80 Seiten
ISBN: 3-901960-23-6

10 € / 15 Sfr



Markus Köhle

Letternletscho

Ein Stabreim-Abcetera

12 x 19 cm
2004
80 Seiten
ISBN: 3-901960-23-6

10 € / 15 Sfr




Markus Köhles „Letternletscho" ist ein Stück experimenteller Literatur – halb Poesie, halb Prosa – das die Stringenz und die Gültigkeit des Schreibaktes problematisiert. Die dabei geschaffenen Innovationen sind nicht in die Sprache „hineingeschrieben", sondern aus der Sprache heraus gewonnen.

In Alliterationen, Akrosticha und Mischformen wird jedem der sechsundzwanzig Buchstaben des deutschen Alphabets ein Kapitel eingeräumt, in welchem dieser Buchstabe in der Art einer Primadonna an der Oper seinen großen Auftritt hat: einen Auftritt als Erzähler gewissermaßen. Die Geschichten entwickeln sich aus dem jeweiligen, notwendigerweise begrenzten Wortschatz, aber auch aus bestimmten Soziolekten und Jargons, die durch die Formenstrenge und den Reduktionismus des Stabreims satirisiert werden. Es entstehen rhythmisch-musikalische, lautpoetische Texte, die bei parodistischem Duktus durchaus Erzählfunktion erfüllen.

Syntax, Grammatik und Pragmatik werden dabei bis an ihre Grenzen strapaziert, Verkürzungen, Straffungen und Emphasen, wie sie in der modernen Kommunikation gang und gäbe sind, führen ebendiese „moderne Kommunikation" ad absurdum.

Auf diese Weise wird etwa in „Lavendellametta" ein krachlederner, sexuell gehemmter Lehrbeauftragter für Bodenkultur vorgestellt:

Lothar Lambrechtsdorfer lehrte Landwirtschaft, leitete Leibeserziehungs-Leistungskurse. Lothars lebhafte Lehrkraft ließ Lernende lauschen. Lothar Lambrechtsdorfer liebte Landwirte-Leben, liebte Liptauer, Legehennen, Latzhosen, Lodenmäntel.
...
Landpomeranzen lauerten, lynchten Lothars Lügereien, lüfteten linkische Latrinengerüchte: „Lothars Lindwurm lahm, Lambrechtsdorfers Lakritzstange lax, Landwirt Ladehemmung, latent lauwarm."


Markus Köhles Arbeit ist ein ungemein origineller Versuch, den steten Versuchscharakter des sprachlichen Aktes zu thematisieren: ein Schreiben über das Schreiben, bei dem sich Metasprache als Objektsprache tarnt, der Inhalt durch die und in der Form „aufgehoben" ist. Im Wittgenstein´schen Sinn wird jeder Sprach- bzw. Schreibakt zum Sprachspiel, zu einer Pose, die den Modellcharakter jeglichen Sprachverhaltens in äußerst komischer Art hervorhebt.



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