Die Angst, Mutter könnte aus meinem Leben verschwinden, hat mich in der Kindheit Tag für Tag verfolgt. Ich verbarg mich in ihrem warmen Leib mit dem Gefühl einer wiederholten Geburt. Gebäre mich, Mutter, gebäre mich, schrie ich, aus meiner Haut laufend, wie aus einem zu engen Kleid. Danach, auf der Seite der Einsamkeit, dachte ich: Ihr Schmerz gehört nur mir alleine. Aber bald habe ich verstanden, daß ihre reale Geschichte erzählt werden soll, weil ich nur so auf einen inneren Frieden hoffen kann. Trotz meiner Befreiung frage ich mich noch, ob eine Versöhnung mit dem Schmerz möglich ist. Die Traurigkeit ist großzügig. Ich habe gedacht, ich werde nie mehr lachen können. Aber manchmal hörte ich im Traum Mutters Stimme: Leb weiter und lache mein Kind. Es ist ein Buch über die Liebe für meine Mutter, und über den Tod. Es ist die Metapher eines Abschieds. Es ist eine Geschichte über die Einsamkeit, die unmerkbar von Kindheit an beginnt. Es ist das Porträt einer Mutter, das im Schatten des Schweigens für immer schön bleibt, das zum Gedicht und zum Schwanengesang wird. Florica Madritsch Marin Leda: griechische Mythologie: Gesang der Schwäne vor dem Tod